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Wednesday, April 9, 2014

Die Tablas von Daimiel

Seine Beziehung zu Serbien und Slobodan Milošević brachte Peter Handke nicht nur viel Kritik, sondern oft auch undifferenzierte Diffamierungen ein. In Paris wurde eines seiner Theaterstücke vom Spielplan genommen, die Stadt Düsseldorf verweigerte ihm den zuerkannten Heinrich Heine-Preis 2006 - höchste Zeit nun, seine Sichtweise kennenzulernen. In Die Tablas von Daimiel (zunächst erschienen in Literaturen, Juli/August 2005, jetzt erstmals in Buchform) erzählt Peter Handke, warum und in welcher Form er zum Zeugen der Kriege auf dem Balkan wurde. Hier macht er seine Einstellung zu den mörderischen Auseinandersetzungen, ihren Voraussetzungen und Konsequenzen, unmißverständlich – für jeden, der lesen will – deutlich.

http://handkeonline.onb.ac.at/node/67

http://handke-watch.blogspot.com/2010/01/note-on-pyotr-handkes-die-tablas-des.html

http://derstandard.at/2762724

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/peter-handke-als-serbischer-nationalist-ich-sehe-was-was-ihr-nicht-fasst-1597025.html

http://www.friedrich-verlag.de/data/84F27F51239042F6A51FE486C0B30418.0.pdf

Glossen 29

Die Literaten und die Auflösung Jugoslawiens: Noch einmal zu Handke und Gstrein
Jay Julian Rosellini
Seit der Bombardierung Serbiens sind zehn Jahre vergangen. Als ich vor fünf Jahren auf einer Tagung über Handke und Gstrein sprach[1] , spürte man noch die Nachwehen der kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Balkan, und der Zerfall Jugoslawiens war noch ein Thema in den Medien. Heute ist alles ganz anders. Slowenien hat den EU-Vorsitz innegehabt, Montenegro und Kosovo haben die Unabhängigkeit erlangt, Slobodan Milošević ist tot, und der Gefangene Radovan Karadžić bereitet sich auf seinen Prozess in Den Haag vor. Ab und zu stößt man auf eine Notiz zur angehenden Suche nach dem flüchtigen General Ratko Mladić, aber sonst kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die meisten Europäer eher für Balkonien als für den Balkan interessieren. (Der Artikel über Karadžićs schrullige Rollenspiele und Verkleidungen imNew York Times Magazine vom letzten Sommer[2] weist darauf hin, dass historisch-politische Analysen keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Der gegenwärtige Grenzstreit zwischen Slowenien und Kroatien erregt kaum die Aufmerksamkeit Unbeteiligter.)

http://www2.dickinson.edu/glossen/Heft29/Artikel29/Rosellini-Handke-Gstrein.html







ON PETER HANDKE
Ein Umwegzeugenbericht zum Prozess gegen Slobodan Milosevic
Seite 1 von 23
Ich bin einer von den mehr als sechzehnhundert, die im Prozeß des Haager Jugoslawien-Tribunals gegen Slobodan Miloševic als Zeugen der Verteidigung genannt worden sind. Nicht wenige der Genannten, zunächst zu einer Zeugenaussage bereit, haben sich in der Folge von der Liste streichen lassen. Der Hauptgrund wohl: Miloševic war von seinen Richtern das Recht zur Selbstverteidigung entzogen worden, weil er krank sei. Gegen den Willen des Angeklagten wurde ihm ein Pflichtverteidiger bestellt.
Auch für mich wäre das ein Grund, oder zumindest einer der Gründe gewesen, von einem Auftritt vor dem Inter­nationalen Tribunal in Den Haag Abstand zu nehmen. In der Zwischenzeit freilich hat die übergeordnete Instanz dem Protest von Slobodan Miloševic gegen die Entscheidung seiner Richter Recht gegeben. Der ehemalige Präsident Jugoslawiens, dann Serbiens, darf sich im Defilée seiner Zeugen, wie zuvor in jenem, zwei Jahre dauernden, der Ankla­ge, selber vertreten. Ich könnte demnach (m)eine Aussage(n) machen. Nur war der Entzug, der vorübergehende, des Selbst­verteidigungsrechts mir nicht der Hauptgrund für eine etwaige Zeugnisverweigerung gewesen. Es gab schon vorher mehrere Gründe, vor einem Mittun in der Zeugenszenerie vor dem Haager Tribunal kräftig zu zögern.
Inzwischen steht es fest: Ich werde in diesem Prozeß gegen Slobodan Miloševic nicht Zeuge sein. Ich möchte es nicht. Ich will es nicht. Ich kann es nicht. Dabei habe ich den Zeugenstand, Tribunal hin, Tribunal her, eine Zeitlang durchaus erwogen. Einige Wochen nach dem Bekanntwerden der Liste der Zeugen der Verteidigung habe ich, auf Verlangen der Rechtsberater Miloševic’, diesen sogar besucht in seinem Königlich-Niederländischen Gefängnis von Scheveningen nah der Nordsee, zur Zeit der Fußball-Europameisterschaft. (Mehr als ein halbes Jahr ist das nun her.)
Dabei wüßte ich keinen Haupt- oder den Ausschlag gebenden Grund dafür anzuführen, daß für meine Person die Zeugenrolle in diesem Verfahren nicht in Frage kommt. Ein paar der gleichermaßen zusammenwirkenden Gründe möchte ich aber hier und heute zu klären und aufzufächern versuchen, vordringlich einmal für mich selber.....

http://www.cicero.de/salon/exklusiv-die-tablas-von-daimiel/45152
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