Nun muß, um wieder auf Handkes Erzählung „Nachmittag eines Schriftstellers“ zurückzukommen, dreierlei betont werden: Sie beginnt mit keinem ohnmächtigen, sondern einem, sagen wir ruhig, glücklichen Schriftsteller („Jedes Wort, das, nicht gesprochen, sondern als Schrift, das andere ergab, schloß ihn neu an die Welt .. .“). Sie vollzieht sich allerdings in stillschweigendem Protest gegen die Erwartung, irgend etwas könnte des Erzählens nicht wert sein und das „nicht Besondere“ wäre auch schon das schlichtweg Langweilige. Sie könnte aber – drittens – mit dem Nachmittag nicht einen Atemzug vorankommen, wenn für sie so etwas wie „Freizeit“ oder „Feierabend“ eines Autors überhaupt vorstellbar wäre.
https://www.zeit.de/1987/16/der-nachmittagskuenstler/komplettansicht
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Eine auffällige Eigenschaft der deutschen Gegenwartsliteratur ist ihre Selbstbezüglichkeit: Probleme des Schreibens werden zum Gegenstand des Erzählens, Schriftsteller zu Zentralfiguren, Verweise, Paraphrasen und Zitate aus anderen Werken zum intertextuellen Stilprinzip. Peter Handkes Erzählung „Nachmittag eines Schriftstellers“ (Suhrkamp st 1668; Erstausgabe 1987, 9,– DM) ist nicht nur einer der Höhepunkte dieser Tendenz, sondern auch der schönste Beweis dafür, daß solche Selbstbezüglichkeit kein literarisches Krisensymptom sein muß. In Handkes unpathetischem Selbstportrait verbirgt sich gleichwohl Kritik an einer um sich selbst rotierenden Beschäftigung mit Literatur, vor allem mit dem Literaturbetreb.